Sonntag, 28. Juni 2009

Einarmiger Bandit (3)

..."Eis. Ich will ein Eis. Jetzt sofort!"
Das kam von schräg gegenüber, aus dem Mund eines alten Mannes, der sich, so erfuhr ich später, Silvester im besoffenen Kopp derart geschickt hingepackt hatte, dass er's geschafft hat, sich dabei 17 (!) Knochenbrüche zuzuziehen. Das will erstmal vollbracht sein, Respekt! Meine Vermutungen gingen eher dahin, er sei aus einem fahrendem Wagen gesprungen, gefallen oder gestossen worden, er blieb jedoch bei seiner Version.
Dass es hier Menschen gab, liess mich stark annehmen, nicht in Hölle, Paradies oder ähnlichen Etablissements gelandet zu sein. Die Umgebung schien einem Krankenhaus nicht unähnlich; die Apparaturen neben meinem Bett verstärkten diesen Verdacht, ebenso der mächtige Verband um den rechten Unterarm.
Derart erleichtert, schlief ich erstmal noch zwei, vielleicht auch drei Stündchen, bis ein weissbekitteltes Etwas sich an meinem Arm zu schaffen machte, in einer Akte las, wieder am Arm rumtatschte. Jetzt machte er ein sehr ernstes Gesicht, stellte sich als Prof.Dr.Dr. Soundso in seiner Eigenschaft als Chefarzt vor und er wolle doch nun mal überprüfen, was der Notdienst nächtens so für Nähübungen vollbracht hätte. Dazu schnitt er den Verband, der, es sei hinzugefügt, bereits kurz unterhalb des Ellbogens begann, von oben her ein, worauf eine sehr hässliche frische Naht zum Vorschein kam.
"Naja, also 'n professioneller Kreuzstich sieht ja wohl anders aus!" begann ich probehalber zu mosern.
"Da sagen Se was" war zwar nicht so direkt die Antwort, die ich erwartet hatte, aber er, Prof.Dr.Dr.Weisskittel, meinte, es hätte ja auch noch schlimmer kommen können, nämlich wenn beispielsweise nur noch der Hausmeister anwesend gewesen wäre. Hatte er auch wieder Recht. Gut, wir kamen überein, dass nu eh nix mehr zu machen sei, er las vor, was da so alles kaputt, durchtrennt oder sonstwie beschädigt war und ausserdem wolle man mich auf der Intensivstation nicht haben, ich solle doch gefälligst umziehen.
Der Mann gefiel mir, was ich von der Schwester nicht behaupten konnte. Kein Humor, die Schnecke.
Ich sagte ihr nämlich, sie solle doch bitte die Kanüle, die meinen Körper mit einem Tropf verband, entfernen.
"Warum?"
"Das ist kein Jim Beam!"

Hätt ich bloss damals schon um die Genialität und den gerechtfertigten Erfolg dieses Slogans gewusst...
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to be continued

4 Kommentare:

kralle hat gesagt…

Ok. Ich melde dich dann wieder, wenn es weiter geht. Bis wohin in dieser Geschichte wirst du uns führen? ;-) Ich hasse Krankenhäuser. Es sind die Vorhöfe zum Krematorium eines Friedhofes. Also bitte beeile dich. ;-)


rolf

Demian hat gesagt…

Weiss ich noch nicht. Mal schaun. Die Geschichte als solche ist ja schon erzählt...aber die Folgen - und das hatte wirklich tief einschneidende (<= man beachte den Mega-Wortwitz), werde ich schon noch a bisserl beschreiben...das Krankenhaus können wir dafür recht schnell verlassen.
Btw: bei wem wirst du mich melden?
Bei der Krankenkasse?^^

Blossom hat gesagt…

o0 Bis jetzt hat es den Anschein als hättest du nochmal Glück gehabt, aber wenn ich das mit den Folgen in deinem Comment lese, bin ich mir schon wieder nicht so sicher. :)

Demian hat gesagt…

Die Folgen sind bzw. waren etwas überraschend und es war auch eher weniger Glück, was nu kömmt...
Stay tuned 8)