Freitag, 30. Juli 2010

Wahlverwandschaften

Ich fühle mich seit gestern irgendwie seelenverwandt mit diesen komischen Menschen, die ihr Geld verdienen, indem sie in lächerlichen Uniformen durch die hiesige Metro lustwandeln und einen Eindruck von Sicherheit dabei hinterlassen sollen oder wollen.
Das ist, stelle ich mir so vor, relativ schwierig bei einsfünfundsechzig Körpergrösse und leichtem Hang zum Übergewicht.
Um diese meine Impression zu verdeutlichen, schildere ich kurz mal das Geschehen.
Trulla, Luisa, die Andere und meine Wenigkeit müssen auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen, da gemeinsam eine Veranstaltung besucht werden soll, deren Inhalt hier jedoch keine Rolle spielt und daher verschwiegen wird.
Also nix wie rein in die Metro.
Mehr oder weniger fröhliche Menschen spielen Ölsardine und bezahlen auch noch dafür.
Einer der eher weniger fröhlichen Menschen will seinen Sitzplatz nicht für Trulla räumen und sagt gar hässliche Dinge, jedoch nicht direkt zu Trulla, was ihm das kurzfristige Weiterleben ermöglicht. Vom anderen Ende des Waggons eilt so ein Sicherheits-Monchichi herbei und redet dem jungen Mann ins Gewissen, von dessen Besitz sich jener aber vorübergehend getrennt zu haben scheint.
Ein unnötiges Wort gibt das andere, dann fliegen die Fäuste Richtung Mon-Chichi, der's sich daraufhin blutend am Boden gemütlich macht und seine Strategie des erst reden, dann handeln zu überdenken scheint.
Trulla neigt ihren Kopf leicht Richtung Verursacher, schaut mir dann direkt in die Augen und raunt, ich solle ihn totmachen. Sie schaut zu viel fern, glaub ich. Ich kann doch niemanden in der Öffentlichkeit totmachen, vor mindestens hundert Zeugen, das' schlecht für meine Reputation, gebe ich zu bedenken, schnapp mir das Früchtchen jedoch vorsorglich am Schlawittchen, weiss ich doch, dass Trulla in solchen Angelegenheiten keine Widerworte zulässt.
"Ich geb ihm 'ne Ohrfeige, ok?", presse ich zaghaft heraus. Zustimmendes Nicken.
Einer der Umstehenden, anschliessend Applaudierenden, meint zwar, eine Ohrfeige gäbe man mit der offenen Hand und es sei auch eher selten, dass dabei dem Geohrfeigten ein paar Zähne verlustig gingen, aber im Prinzip wär's doch annähernd richtig gewesen.
Solch Zuspruch motiviert doch ungemein und so gingen wir frohen Mutes zur besagten Veranstaltung, die aber auch scheisse war.

Samstag, 24. Juli 2010

Darum

Auf die Frage, wieso ich trotz meiner doch recht bewegten Vergangenheit nicht tätowiert sei, gab Luisa (die mir , es sei doch kurz angemerkt, nominal 15 Riesen für den Anbau schuldet) zum Besten: "Ist doch klar, auf 'nen Ferrari klebste ja auch keine Rallystreifen!"

Gracias, you put my feet back on solid ground, Hase.

Freitag, 23. Juli 2010

Der Weg zum Ruhm

...geht, sofern man sich in einem unserer Hotels als Subdirektor bewirbt, über meinen Schreibtisch. Aus den ca. 4000 Emails habe ich mir sorgfältig 2 Kandidaten ausgewählt, denen es vergönnt sein sollte, ein unvergessliches Job-Interview zu führen.
Zu derartigen Anlässen kleide ich mich gerne sportlich leger - Bermuda-Shorts und Sandalen find ich angemessen, stelle die Klimaanlage ab und schaue genüsslich zu, wie die Aspiranten in ihren billigen Synthetik-C&A-Anzügen zu Transpiranten mutieren, noch bevor's richtig losgeht.
Die üblichen Fragen nach Schule, Ausbildung, Studium und Anstellungen, die eh kein Schwein interessieren, rassel ich runter, bevor mir noch zu ausschweifende Antworten zuteil werden. Man kommt auf den Punkt.
"Hier schreibst du, du seist ein guter Leichtathlet...Läufer?"
"Ja"
"Das ist gut, Kurz- oder Langstrecke?"
"Lang"
"Mmm, das' schlecht. Wie willst du im Notfall vor mir flüchten?"
"Ich versteh nicht ganz..."
"Macht nix, wie steht's mit Fussball? WM geschaut?"
Seine Augen bekommen jenen merkwürdigen Glanz, den ich sonst nur von Frauen kenne, die sich schwitzend, aber entspannt eine Zigarette anzünden.
"Ordentlich gefeiert?"
"Das war einfach genial, historisch, überwältigend, wir waren einfach unschlagbar, viva la Roja."
"Ja, junger Freund, dem kann ich nur zustimmen. Wir sollten jetzt nochmal ein wenig gemeinsam feiern...ups, Moment, uns fehlt nur ein wenig Konfetti..."
Daraufhin schreddere ich seinen Lebenslauf.

Jetzt hab ich 'nen englischen Subdirektor...leider hat ihm irgendwer verraten, dass ich Deutscher bin und meine Frage nach dem Tor, das nicht gegeben wurde, verpuffte irgendwie.
Man kann nicht immer nur Spass haben im Leben...

Sonntag, 11. Juli 2010

An meine lieben spanischen Freunde...

oder solche, die's mal werden wollen:
Wir haben unser Finale, wenn's auch nur das "kleine" war, wenigstens verdient und überzeugend gewonnen!
Was für ein beschissenes Finale...

Freitag, 9. Juli 2010

Abgesoffen

Nachdem mir einige Landsleute den Mittwochabend doch recht unerfreulich gestaltet haben, bin ich wieder dazu über gegangen, mich selbst sportlich zu betätigen. Was lag näher, als Donnerstag dem Kater ein wenig Auslauf und dem Körper ein Bad im Meer zu gönnen?
Nix, genau...also kraule ich, was das Zeug hält, lasse Flipper alt aussehen, schubse ein paar Gören von ihren Luftmatratzen und klaue dem Herrn mit der Spanienflagge kurzentschlossen die Badehose.
Sodann entsteige ich den Fluten und jogge flockig unserem Liegeplatz entgegen. (Wem das zu nüchtern erscheint,der möge sich bitte dieses Links http://www.youtube.com/watch?v=Ybr4iBb2K5Y bedienen)
Die von mir künstlerisch Befruchtete schaut zu mir hinauf, wendet sich sogleich gen Luisa und behauptet, vom Kopfe abwärts vermittle ich den Eindruck, fünfundzwanzigjährig zu sein.
Ups, Vorsicht Demian, das war'n Kompliment, hämmert mir eine innere Stimme ein.
Frauen ticken, möchte ich meinen Leidensgenossen ins Stammbuch schreiben, ja doch etwas anders. Wir Männer machen Komplimente, um die Weiber ins Bett zu kriegen oder uns die 25 PS stärkere Motorvariante zulegen zu dürfen. Frauen nicht.
Frauen wollen ein Gegenkompliment hören. Merkt euch das gut, man weiss ja nie, wozu's mal gut sein kann.
Bin ja ein alter, erfahrener Fuchs. Überraschen kann man mich mit sowas kaum. Fix überlegt - eine gewisse Originalität sollte ja schon gegeben sein- und den Blick über den zu komplimentierenden Körper schweifen lassen.
"Du auch, nur ist's bei dir eher umgekehrt!"

Und wieder eine Frau glücklich gemacht.
Es kann so einfach sein.
Probiert's doch mal.

Dienstag, 6. Juli 2010

Verräter



Hat einer Bock auf Calamares?

Sorgen, nix wie Sorgen

Die grösste momentan ist, ob es der doch eher etwas kurz und nicht allzu kräftig geratene Herr Lahm schaffen wird, den Pokal in die Höhe zu recken. Vielleicht sollt ich nach Südafrika fliegen und Philip samt Pott hochstemmen?
Womit dann wohl auch die Frage geklärt sein dürfte, für wen mein fussballerisches Herz schlägt. Natürlich für Deutschland. Was denkt denn ihr? Nur weil ich in die dritte Welt gezogen bin, heisst das doch nicht, dass mein Land auf mich in so schwierigen Zeiten verzichten muss.
Jungs, ich bin bei euch, kann nix mehr schief gehen. Alles eine Frage der Motivation...und da bin ich ja bekanntermassen ein Ass.
Anlässlich dieser gewagten Behauptung möchte ich euch kurz mal in das Jahr 1988 zurück entführen, wo der Demian mehr oder weniger stolzer Chef eines recht florierenden Unternehmens war und es sich nicht nehmen liess, Motivationskurse selbst durch zu führen.
Wie wir ja alle wissen, ist es für Menschen, die sich dem schnöden Mammon und Demian verschrieben haben, unerlässlich, über glühende Kohlen zu laufen. Das macht Spass, wärmt Füsse und Seele und sorgt ausserdem für Selbstüberwindung, wofür bei einigen ja auch schon ein beherzter Blick in den Spiegel reichen soll.
Als Chef muss man immer alles vormachen, das reizt die Leute zusätzlich, können sie sich doch einbilden, das, was der Hampel da demonstriert, auch zu können.
Also Schuhe und Socken aus, die sich gen Nase richtenden Hände ignoriert und losmaschiert.
Am anderen Ende der Strecke Socken und Schuhe wieder an, die Erleichterung der Umstehenden wohlwollend registriert, tief Luft holen und zur Rede ansetzen: "Seht ihr, Leute, ganz einfach. Wichtig ist, sich nicht beirren zu lassen, Ich bin stark, ich schaffe das, Ich schaffe alles, bin der Grösste...na gut, in eurem Fall der Zweitgrösste, den Schmerz, so er denn auftauchen sollte, ignorieren. Noch Fragen? Gut, dann zünden wir die Kohlen jetzt an und warten 'ne halbe Stunde. Dann seid ihr dran!"

Samstag, 3. Juli 2010

Adios Diego

Da Serbien ja leider schon ausgeschieden ist, sehe ich keine Mannschaft, die in der Lage wäre, uns auf dem Weg zum Titel auf zu halten.
Was für eine Partie...

Freitag, 2. Juli 2010

Wenn der Müllmann zweimal klingelt

Frauen sind, man mag's kaum glauben, doch sehr unterschiedlich. Die eine, Trulla, hat mir Türverbot erteilt, will heissen, dass ich ab sofort nicht mehr die Tür aufmachen darf, wenn's klingelt. Vorhin eilte ich, weil's schellte und chinesische Nahrung geordert war, zur heimischen Pforte, steht da doch so'n Mensch im gelbfluoriszierenden Anzug und will mir 'ne Biotonne verhökern.
"Guter Mann", hob ich an, " da sind'se bei mir völlig verkehrt, betreibe ich doch schon seit Jahrzehnten aktive Mülltrennung!"
Um meine Behauptung zu unterstützen, kramte ich kurz in der Schublade und hielt ihm dann mit stolzgeschwellter Brust meine Scheidungsurkunde entgegen.
Die andere, Luisa genannt, liegt immer noch unterm Tisch.