Mittwoch, 6. Januar 2010

Te necesito

Ich habe, bin ja pragmatisch veranlagt, so eine Art Geheimcode mit meiner Rezeptionschefin ausgemacht - da oben steht er und bedeutet eigentlich nichts weiter als: Ich brauche dich. Erstens hab ich das so gemacht, um Trulla zu ärgern,die gelegentlich auf mein Handy schielt, zweitens um die Wichtigkeit einer Angelegenheit zu unterstreichen, ist es doch das Signal, mich in Marsch zu setzen und aufgetretene Probleme in unserem niedlichen, putzigen Hotel zu beseitigen, wobei die gute Frau so ziemlich alle Freiheiten hat, die man einer Frau halt so gewähren kann. Beruflich gesehen. Erscheint also diese Botschaft auf meinem Display, bedeutet das: Gefahr in Verzug.
Am Ort des Geschehens eintreffend, sehe ich mich mit drei Frauen, alle bedenklich an der Klippe zum Nervenzusammenbruch stehend, konfrontiert: Eine Rezeptionistin, eine Rezeptionschefin und ein weiblicher Gast, der, also die in diesem Fall, sich unaufgefordert als Argentinierin und leicht hysterisch veranlagt zu erkennen gibt.
Und schon brabbeln die drei Grazien, wild mit Armen fuchtelnd und Augen funkelnd, auf mich ein. Zwei Kinder wuseln dabei zwischen ihnen und meiner Wenigkeit rum.
Ich beende das Durcheinander, indem ich meine Stimme erhebe und lade die Damen ein, eine nach der anderen bitte und nicht querbeet, mir das Problem zu schildern.
Im Verlauf dieser Ausführungen, die in meinem Büro statt finden, kristallisiert sich folgender Sachverhalt heraus:
Die Dame, bis dahin war ich durchaus noch bereit, sie als solche zu bezeichnen, hatte über unsere Website eine Reservierung für 5 Personen getätigt, war jedoch aufgrund innerfamiliärer Zwistigkeiten mit nur 2 weiteren Vertetern ihrer Sippschaft angereist, nämlich den beiden durchaus als nett zu bezeichnenden Göhren, die mir mittlerweile, da wir uns wieder in der Rezeption befinden, zwischen den Beinen rumtobten, und verlangte, dass wir den Preis reduzieren, wobei die Betonung auf "verlangt" liegt. Es ist, nur mal so zur Erklärung, nicht unüblich, dass die Zahl der tatsächlich Anreisenden nicht mit der ursprünglich angegebenen übereinstimmt. In derartigen Fällen sind die Rezeptionisten angewiesen, den Preis anzugleichen. Dabei sollen sie sich zwar nicht grossartig zieren, andererseits aber auch nicht so tun, als sei das selbstverständlich. Überflüssig zu erwähnen, auf wessen Mist das gewachsen ist, oder?
Jedenfalls, und ab da weicht die Schilderung der Klientin nicht unerheblich von denen meiner Mädels ab, hat sie die Rezeptionistin mit Schlampe, Hure und unfähiges Menschenkind tituliert und nach dem Chef verlangt, in diesem Fall also Chefin und nachdem jene keinen Fehler in der Vorgehensweise unserer Angestellten finden konnte, durfte auch sie sich einigen unschönen Bezeichnungen ausgesetzt sehen.
Danach warf sie sich auf die Knie, betete und rief nach dem lieben Gott.
Für solche Fälle haben wir oben bereits erwähnten Code ausgemacht.
Mit einem so schnellen Erscheinen hatte sie wohl nicht gerechnet, war sie doch noch ziemlich verdutzt und liess in ihren Schilderungen die eine oder andere Kleinigkeit weg.
Fazit:
Erstens habe ich den Preis wieder auf das ursprüngliche Nivel angehoben und ihr, für den Fall, dass ihr das nicht zusagt, den sofortigen Rauswurf, jedoch ohne ihre Kinder, die ich nur allzugern aus ihrem Einflussbereich entfernt hätte, in Aussicht gestellt.
Zweitens lieben mich meine Angestellten (wieder)
Drittens: diese Welt ist irgendwie kaputt...kann mal einer die Bewohner auswechseln?

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jetzt weiss ich wieder warum ich Angst vor Menschen hab. Und ich dachte immer sowas passiert einem nur in der Fußgängerzone, wenn du eine Rose geschenkt bekommst, die du hinterher bezahlen sollst.

Mika hat gesagt…

Gibts ne Petition dazu, die man unterschreiben kann? Bin ich dringend dafür. Ist echt unfassbar, wie ätzend manche Leute sind, vom derzeitigen Kopfschütteln krieg ich noch ne Gehirnerschütterung. >_>

Hijack hat gesagt…

Ho ja...mich wundert seit einem gewissen, von mir zeitweise ausgeübten Beruf (wir erinnern uns >_>), ja irgendwie gar nichts mehr.

Fassungslos macht es mich trotzdem immer wieder, wie man derartig entgleisen kann.

...okay, ich versteh schon nicht, wie man als (als Kunde) überhaupt auch nur auf die Idee kommen kann, den Preis anpassen lassen zu wollen, nur weils die Hälfte der Mitreisenden nicht gepackt hat, die Ärsche dorthin zu verfrachten. oO

Aber ok...Menschen. Also nicht alle. Manche. Aber erschreckend viele. -.-

Blossom hat gesagt…

Äh halloooo??? Geht's der noch ganz gut? Aaaalter Schwede, geht ja gar nicht. *schnaub*

Angemessenes Ergebnis. :)

Demian hat gesagt…

Die hat echt einen an der Klatsche gehabt, die Olle. Am schlimmsten find ich ja, dass viele, die ähnlich ticken, mit sowas durch kommen. Oft genug gesehen. Schreien nach dem Chef, machen da einen auf Liebkind und die bösen, bösen Angestellten wären doch pampig geworden etc.pp. (Hier mal ein kleiner Hinweis für alle Chefs unter euch oder die, die's mal werden wollen: Sofern sich ein Mitarbeiter nicht völlig daneben benimmt und sich an die Regeln hält, hat man ihm gefälligst den Rücken zu stärken!!!!)
Da kann ich überhaupt nicht drauf und mach sofort zu.(Der Einzige, der bei uns die Angestellten beleidigen darf, bin ich^^)
Natürlich machen wir, wenn einer höflich fragt, Zugeständnisse. Viele kommen auch nicht mit dem Reservierungsformular klar und erkennen nicht, wie Kinder anzugeben sind. Dann gleichen wir das an und aus die Maus, kein Thema.
Aber die war echt voll daneben...und dann auch noch mit Kindern, vor denen sich das alles abgespielt hat.
Blossom, wär das ein Mann gewesen, wär das 'ne Haue und Alk (ohne Alk)- Geschichte geworden...

mys hat gesagt…

Die Frau hat sie ja nicht mehr alle.

Hijack hat gesagt…

Demian? Wanna be my Chef?! (Gerne auch Chef de Cuisine, dann darfste jeden Tag kochen (?))

Nee echt, sowas wünscht man sich doch mal. -.- Was hat mich das immer angereihert, wenn man sich am Tele behandeln lassen musste wie den allerletzten Pfosten, anschreien und beleidigen, und dann gings rüber zur Chefin und die hat dann da auch rumgeduckmäusert. -.-

Blossom hat gesagt…

Och... mönsch. Ein einziges X-Chromosom verhindert die Haue-und-Alk-ohne-Alk-Geschichte. *sniff*
Wobei... du wirst jetzt Papa. Du darfst dich ohnehin nicht mehr so oft prügeln. Schließlich musst du ein Vorbild sein. *chrhr*

Ich hasse Chefs, denen es eigentlich an Führungsqualitäten mangelt. Eine Freundin hat so eine Person zur Vorgesetzten. Die Azubiene erlaubt aich einen Scheiß nach dem anderen und Chefin wälzt klärende Gespräche auf meine Freundin ab, weil sie selbst Konfrontationsangst hat. A-hahaha. Ich frage mich regelmäßig wie die in ihre Position gekommen ist.
Der Weg ist frei für Nachgeben und Vermeiden, vorbei ist es mit Diskutieren und Problemlösen. (Laut der Social-Conflict-Theory von Rubin, Pruitt und Kim... gna... ich mag meine Bachelor-Arbeit nicht.)

Hijack hat gesagt…

@Blossom:

Eben mit dieser Konflikt-Vermeidungs-Masche kommste halt in die Führungsposten.

Die wenigsten Oberführungshechte setzen sich Abteilungsleiter & Co mit eigener Meinung und Mumm dahin. Lieber hat man doch stillschweigende Schäfchen, von denen man als Obermacker nichts zu befürchten hat. ;)

Ist jedenfalls so meine Erfahrung.

Meine Ex-Chefin haben wir nicht grundlos "Qualle Seestern" genannt aka "ohne Rückgrat, ohne Hirn". *tilt*

Demian hat gesagt…

Tolles Thema, schreib ich gleich nomma ne Geschichte zu...

Äh ja, Chef de Cuisine wünscht du dir nicht wirklich, Mem =_=

Demian hat gesagt…

Ein "s". Da oben fehlt ein "s".
Wer weiss, wo's hingehört, darf's sich da hinkopieren.