Freitag, 17. Juli 2009

Einarmiger Bandit (7)

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Fortan hielt jeder Tag Überraschungen für mich bereit: war's an einem Montag, da mir mein Arbeitgeber mitteilte, aufgrund der unabsehbaren Dauer des Heilungsprozesses, in Zukunft von meiner Mitarbeit Abstand zu nehmen, so wachte ich dienstags auf, um festzustellen, dass meine Hand mittlerweile fast vollständig skelettiert war, mittwochs wurd's abgelöst von einem netten Schreiben der Berufsgenossenschaft, die darauf bestand, von mir comic-strip-ähnliche Zeichnungen zum Unfallhergang zu fordern. Mit links? Wie gut, auf derartige Disharmonien schon vorbereitet gewesen zu sein, hatte doch ein Zimmerkollege im Krankenhaus bereits erzählt, wie sich die Korinthenkacker vor Zahlung an Wegeunfallopfer zu sträuben versuchten.
Es gibt gewisse Eindeutigkeiten im Leben, dazu gehört meiner unbescheidenene Ansicht nach, dass ein Firmenfahrzeug, mit 6 Dachdeckern und Material beladen, welches sich morgens um 5.30 h auf dem Weg zur Baustelle befindet, den Weg zur Arbeit absolviert und somit bei einem eventuell eintretenden Unfall, wie in diesem Fall geschehen, die Berufsgenossenschaft in die Zahlpflicht genommen werden kann. Dort scheint man jedoch anders zu denken und halbtote Menschen müssen erklären, zeichnen oder sonstwie visualisieren, wieso sie sich zum angegebenen Zeitpunkt in der Konstellation in dem Fahrzeug auf dem Weg bzw. der Strasse befunden haben. Hätt nur gefehlt, dass so'n Sesselfurzer den Antrag auf Kostenübernahme mit der Begründung abgelehnt hätte, der Baum wäre ja abseits der Fahrbahn gestanden und somit sei vom direkten Arbeitsweg abgewichen worden.
Mein Fall war zwar nicht ganz so eindeutig, jedoch konnten 3 Zeugen benannt werden, die mir ein arbeitstechnich glaubhaftes Alibi verschafften und so dauerte es nur 3 Monate, bis die BG sich endlich zur Zahlung von Krankengeld bereit erklärte.
Die Kündigung war rechtens, denn in der Probezeit verunfallt man gefälligst nicht, und die Hand wurd immer schlechter, was in diesem Fall heisst: dünner, irgendwie knochiger, zurück zu führen auf mangelnde Versorgung der Muskeln durch genähten Nerv und ebensolche Blutbahn.
Schaute man genauer hin, was übrigens Kindern in der S-Bahn nach Überwindung des ersten Schreckens viel Spass zu machen schien, konnte man bemerken, wie alles an Sehnen, Muskeln, Nerv und was da sonst noch so zusammen geschweisst worden war, einen recht unansehlichen Klumpen bildete, der neben der Unansehlichkeit noch so einige Unannehmlichkeiten mit sich brachte. Erwähnt seien hier nur ständige, bei Bewegung unanständig heftige Schmerzen und Verkrümmung der Kralle zu einer ebensolchen. War ich anfänglich recht frohgemut, so wurde mir nun doch ein bisschen anders, zumal Krankenkasse, Arbeitgeber und Berufsgenossenschaft dem jeweils anderen die Zahlungspflicht zuschob und mir vorerst die Mittel fehlten, um mir einen ordentlichen Arzt suchen zu können, der in der Lage sein sollte, zu retten, was handchirurgisch zu retten war.
Eine Situation, die dem damals noch recht unerfahrenen und relativ unbeherrschten Demian diverse Beleidigungsklagen einbrachte...doch davon wurde die Hand auch nicht besser...

10 Kommentare:

Mem hat gesagt…

Ach Du Sch***; is jetzt nicht wahr, oder? oO
Also selbst wenn ich Demian'sche künstlerische Freiheit abziehe, geht mir noch die Hutschnur hoch. oO

Arbeitgeber sind shice, und Versicherungen auch. -___-

Demian hat gesagt…

Keine künstlerische Freiheit 8(
So passiert - gut, bei den Beleidigungsklagen hab ich ein wenig übertrieben, es waren nur 2, aber ansonsten: die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit.
Das wirklich grösste Problem war, dass ich die Anerkennung von der Berufsgenossenschaft brauchte (sowas sichert eventuelle Rechtsansprüche, Rentenzahlungen etc.pp), folglich aber auch zu von denen bestellten Ärzten gehen musste...und das waren echt die letzten Flachpfeifen.
Arbeitgeber sind nicht prinzipiell scheisse (war ja später selber einer *hüstel*), aber in der damals gesetzlichen Probezeit von 6 Monaten war er berechtigt zu kündigen. War ne Baumarktkette und das haben da irgendwelche Leute in ner zentralen Personalabteilung gemacht, quasi nach Schema F.
Der Gag ist dabei ja eigentlich, dass ein Wege- einem Arbeitsunfall gleichzusetzen ist -will heissen: ich hab mir für die den Arsch aufgerissen, Inventurnachbereitung bis weit nach Mitternacht- und es ist rechtlich einwandfrei, denjenigen, in dem Fall also mich, rauszuschmeissen.
Strange World, isn't it?

Silberblut hat gesagt…

Wann gibts denn endlich Fooohoootoooos von der ollen Hand *quengel*

So richtig ekelig. Egal ob mit Blut und offenen Wunden oder schon mit Fäden drin. Meinetwegen auch das Gerippe (Ich hätte da im Museum schöne Vergleichsstücke)

An nem Foto von der Hand damals wird dich wohl kaum jemand wiedererkennen... *chichi*

Außerdem is mir langweilig weil mein Herr ohne mich zu Santana gegangen is...

Demian hat gesagt…

Silberblut, du bist krank, ganz dolle. Lass datt ma behandeln.^^ Kein Wunder, wenn die Leute ohne dich zu Konzerten gehen.
Es gibt keine Fotos. Hab doch schon mal gesagt, dass ich nicht fotografiere und auch nicht gerne fotografiert werde. Das war schon immer so und du glaubst doch nicht ernsthaft, ich hätte d a ne Ausnahme gemacht.
Heute siehst du an der Hand direkt nix mehr, ausser dass Ring- und kleiner Finger gekrümmt sind und das Handgelenk innen vergnubbelt ist.
Manmanman >_<

Mika hat gesagt…

Man man man... bin jetzt grad zu faul nochmal nachzusuchen, was genau war mit der Hand jetzt los dass es so schlimm war? Irgendein Nerv durchtrennt, oder? Brauch grad medizinischen Input, dann kann ich das K. fragen, mein Medi-Lexikon.
*fröstel*
Ne, also.. Hand... meine Fresse... ich schaudere immer wieder, das ist so was.. essentielles! *_*

Demian hat gesagt…

Brauchst nicht weiter nachgucken, der Ulnaris war durch und im Prinzip alles, was sich "unten" befindet.
Essentiell, das trifft's. So essentiell, dass sie dir (die Berufsgenossenschaft) 15 % Minderung der Erwerbsfähigkeit zugestehen.15...das'n Scherz.
Ich mein, das soll hier nicht falsch verstanden werden...nix mit Mitleid heischen und so, aber die rechte Hand unbrauchbar (so sah's damals aus)? Und dann gibts nen Hunni Rente im Monat?

Mika hat gesagt…

Isn Witz, ehrlich. Die ganze Welt ist so oft n Witz dass ich mich ernsthaft frage, ob ich den falschen Humor habe. oO

Man man man,

Hijack hat gesagt…

Eine Frage allerdings: wieso eigentlich Arbeitsunfall? Du bist doch verunfallt aufm Weg zu Deinen Eltern, um während deren urlaubsbedingter Abwesenheit and so on. Hab ich jetzt irgendwo was nicht mitgeschnitten?

Heftig isses trotzdem. -___-
Aber is immer so: andere machen sich mit bissi Huschikram nen fetten lauen Lenz, und wer wirklich was hat, hat Pech gehabt.

Demian hat gesagt…

Auffem Weg vonne Arbeit nach Hause, weil Erstwohnsitz (es lebe SH und seine Steuervorteile und die günstigere Autoversicherung undundund) bei Pappi und Mammi. (Ma davon ab: hätte je einer gefragt, wie ich mir eine 70 qm-Hütte im Zentrum Hamburgs leisten konnte...uiuiui) Also Wegeunfall. Hab dann natürlich auch überlegt, ob ich darauf verzichte, aber damals sah das echt so schlecht aus, dass ich auf Nummer sicher gehen wollte zwecks Ansprüchen.

Hijack hat gesagt…

Uiuiui? *g*
Aus "uiuiui" mach beizeiten mal ne Story. DAS interessiert mich jetzt, welche halbkriminellen Abgründe da zutage treten. 8)